Weiß ist nicht gleich weiß 

In meinen Augen ist weiß nicht gleich weiß. Was möchte ich damit ausdrücken? Wenn ich von weißen Briefern spreche, dann meine ich rein weiße Exemplare und nicht die hellen Schimmel. Ja, je besser sie fliegen, umso schöner werden unsere gefiederten Freunde im Auge des Betrachters. Deshalb will ich noch ein paar Sätze zu den genetischen Unterschieden der Weißen schreiben. Ich selbst unterscheide die weißen Brieftauben – anders kann es bei Rassetauben aussehen – in das Lager der Schecken und der Schimmel (einschließlich Tiger), sowie die rein weißen mit den dunklen Scheckaugen. Letztere unterscheidet Prof. Axel Sell, ein echter Spezialist bezüglich der Genetik von Taubenfärbungen, in rezessive Albinos und rezessiv Weiße mit dunklen Faulaugen (Scheckauge). Soweit möchte ich dann bei unseren Brieftauben nicht gehen, denn die Vererbung Albino und rezessiv weiß sind fast identisch und spielen bei den Reisetauben wohl keine entscheidende Rolle. Ich selbst bin bei den dunklen Augen lange grundsätzlich von Albinos ausgegangen. So hatte ich längere Zeit auch immer Bedenken bei den weißen Tieren mit dunklen (rot durchscheinend) Augen, denn ich dachte, dass diese Tauben wegen der Augen Probleme bei bestimmten Witterungsverhältnissen hätten. Mittlerweile bin ich mir sicher, dass die Bedenken unbegründet waren, was auch solche weißen Ausnahme-Talente bewiesen haben. Aber nichtsdestotrotz war ich fasziniert von den Weißen mit Farb- oder Glasaugen, denen ich nach wie vor größte Bewunderung zolle. Ursprünglich sind die weißen Tauben, auch die Brieftauben irgendwann einmal aus farbigen Tauben hervorgegangen, bei denen der Ausbreitung der jeweiligen Farbe genetisch vollständig unterdrückt wurde. Daher haben manchmal vermeintlich weiße Exemplare noch einzelne farbige Federn. An diesen lässt sich oft die Grundfärbung der Vorfahren bestimmen. Es kann daher auch vorkommen, dass aus vermeintlich weißen Tauben mit rezessiven Eigenschaften, gescheckte oder einfarbige Jungtiere in der veranlagten Farbe im Nest liegen. Auch bei unserer Weißen, dem Schwänli, kamen sehr oft Schecken und einfarbig blau Gehämmerte.

Für die Praxis ist meines Erachtens bei der Zucht, auch bei weißen Briefern, der wichtigste Grundsatz Leistung vor Farbe. Deshalb ist es für mich unabdingbar und von großem Vorteil gefärbte Leistungstauben einzukreuzen. Ich selbst paare für die Reisemannschaft fast ausschließlich die Weißen mit erwiesenen Leistungstauben und das sind in der Regel gehämmerte, blaue, fahle und Rotschimmel. Weiße mit dunklen Augen untereinander Paaren ist ein No-Go für mich. Nach meinen eigenen Erfahrungen haben sich als Partner für die Weißen, die rotgrundigen (dom. rot) Partner, mit entsprechendem Leistungshintergrund, gezeigt. Hier kamen unter Umständen bereits in der ersten Generation die schönsten Weißen.